„Kollegialität war der wesentlichste Faktor“​​​​​​​

Krankenhausseelsorger Thomas Jarck geht nach 37 Prosper-Jahren in den Ruhestand

 

Es war der 01.10.1987 als Thomas Jarck als „Pastor im Hilfsdienst“ mit gerade einmal 29 Jahren ins Prosper-Hospital kam. „Und damals habe ich sicher nicht gedacht, dass ich mein gesamtes Arbeitsleben hier verbringe werde“, sagt er mit einem Lächeln.

 

Zuvor hatte er in seinem Studium einen Auslandseinsatz in einem Krankenhaus in Virginia gehabt und dort in 12 Wochen seine Klinische Seelsorgeausbildung absolviert. „Irgendwie habe ich schon da gemerkt, dass mir dieser Bereich liegt. Ich neige nicht dazu, Menschen zu beurteilen und zu vergleichen. Ich höre ihnen einfach gerne zu. Vielleicht könnte man von göttlicher Fügung sprechen, als für den Entsendungsdienst dann keine Stelle in einer Kirchengemeinde, sondern nur eine im Prosper frei war.“

 

Doch wer den noch 65-Jährigen erlebt, merkt schnell, dass Thomas Jarck gerne unterwegs ist, seinen Standpunkt immer wieder kritisch hinterfragt und keinesfalls auf der Stelle treten will. Warum hat es ihn all die Jahre in seinem Job gehalten? „Medizinische Themen haben mich schon immer interessiert. Meine Geschwister sind auch beide Ärzte geworden. Außerdem ist das System Krankenhaus ständig im Wandel und man wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. So hatten wir früher mit 14tägigen Liegezeiten eher eine Langzeitbegleitung, die heute zu einer Krisenintervention geworden ist.“ Aber der wesentlichste Faktor seiner Treue zum Haus ist vor allem „die Kollegialität. Mit allen katholischen Seelsorge-Kollegen aus dem Prosper habe ich gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet.“ Das waren Pfarrer Jaspers, Herbert Sickelmann, Klaus Hammelbeck und zuletzt Werner Hülsmann. „Natürlich waren und sind wir nicht immer einer Meinung, aber wir nehmen uns Zeit zu diskutieren und haben immer eine gemeinsame Linie gefunden.“

 

In den 37 Jahren hat Thomas Jarck sich in seinem Fachwissen und seinem Engagement immer „frisch“ gehalten. Fortbildungen, Engagement in Gremien, Kontakt zu Kollegen aus anderen Häusern gehörten zu seinem Tun. „Durch den Blick über den Tellerrand konnten wir immer wieder Impulse auch aus anderen Häusern bekommen, haben so zum Beispiel den Gedenkgottesdienst, die Gottesdienste für stillgeborene Kinder und eine Rufbereitschaft eingeführt.“ Im Zuge der Einführung des Qualitätsmanagements hat er mit ein paar Kollegen sogar das 1. Qualitätshandbuch für Krankenhausseelsorge entwickelt, was später verlegt wurde und bis heute als Fachbuch zu kaufen ist. 

„Doch eigentlich erinnere ich mich am liebsten an viele tolle Begegnungen mit Menschen. So wurde ich einmal zu einer über 90jährigen Patientin gerufen, die im Sterben lag. Sie hatte aufgehört zu trinken und zu essen und ich sollte ihr noch den letzten Segen erteilen. Als ich mich an ihr Bett setzte, nahm sie meine Hand, und sie sagte, sie sei wohl am Ende angekommen. Wir sprachen über ihr Leben und ihren Glauben, beteten gemeinsam und dann fragte sie mich, ob ich morgen noch einmal wiederkomme. Und tatsächlich verließ sie nach ein paar Tagen auf ihren eigenen Beinen das Haus und lebte noch ein paar Jahre in ihrer Seniorenwohnung. Sie sprach von mir als ihr Lebensretter, dabei hatte ich ihr nur durch den erneuten Kontakt zum Glauben wieder Lebensmut geschenkt. Solche Geschichten zeigen, dass wir Krankenhausseelsorger Zeit haben, die Menschen in den Themen zu begleiten, die für sie gerade aktuell sind. Das ist nicht immer nur ihre Krankheit, sondern das können auch familiäre Verhältnisse oder Glaubensfragen sein. Mein Privileg war dabei immer, dass ich mir nie die Frage stellen musste, ob meine Arbeit sinnvoll ist.“

Wenn Thomas Jarck so erzählt, dann bekommt man das Gefühl, dass er sein ganzes Arbeitsleben genau am richtigen Ort war. Nun kann er aber auch gut Abschied nehmen. „Ich habe keine konkreten Pläne, aber ganz viele Ideen für das, was jetzt kommt. Vielleicht schaffe ich mir einen Hund an, das ist so ein Lebenstraum. Auf jeden Fall werde ich viel reisen und wandern. Und ich bin gerne weiterhin ansprechbar für seelsorgerische Themen. Singen und Fitness bleiben ebenfalls in meinem Alltag. Ich glaube, es wird mir nicht langweilig.“ Dennoch bleibt auch ein weinendes Auge, denn Arbeit war für ihn Strukturgeber, sinnstiftend und Kontaktpunkt zu Mitmenschen. „Da muss ich jetzt selbst für sorgen. Aber ich merke eben auch, dass ich seit dem Tod meiner Frau dünnhäutiger geworden bin und Krisensituationen nicht mehr so gut aushalten kann. Deswegen gehe ich insgesamt mit einem guten Gefühl, vor allem auch, weil ich weiß, dass sich das Stiftungsklinikum PROSELIS stark für eine Nachbesetzung einsetzt.“

Der Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Thomas Jarck ist am 27. Juni um 14 Uhr in der Kapelle des Prosper-Hospitals. Alle Weggefährten sind herzlich eingeladen.