1849 – 2021

Barmherzige Schwestern - Clemensschwestern im Prosper-Hospital

Die Clemensschwestern

Ankunft: Clemensschwestern kommen nach Recklinghausen
1849: Es war der Dienstag nach Pfingsten, da läuteten morgens um neun Uhr die Glocken von St. Peter in Recklinghausen. Sie kündigten freudig die Ankunft der ersten beiden Clemensschwestern Huberta Mors und Martina Rahmenkötter an, die in Begleitung ihrer Generaloberin in die Stadt kamen.
Einen Tag später eröffneten die beiden Frauen die Barmherzige Schwesternanstalt – das spätere Prosper-Hospital.
Ihre Ankunft leitete de facto den Übergang zu einem modernen und qualifizierten Gesundheits- und Krankenpflegewesen in Recklinghausen ein.

Bildung als Qualitätsmerkmal  

Bei den Clemensschwestern handelte es sich im 19. Jahrhundert nicht selten um Töchter aus reicherem Hause – oftmals mit einer guten bürgerlichen Bildung. 
War das nicht der Fall, so erhielten die Kandidatinnen eine Ausbildung in Lesen, Schreiben und Rechnen.
Damals war dies keine Selbstverständlichkeit aber notwendig, um z. B. ärztliche Anweisungen lesen zu können. 
Auch erhielten die im Krankenwesen eingesetzten Schwestern eine sogenannte niedere Ausbildung in Medizin.
Diese war zwar nicht universitär, konnte aber in der Mitte des 19. Jahrhunderts durchaus mit der Ausbildung vieler Ärzte verglichen werden.

Arbeitsalltag in den Anfangsjahren

Die Clemensschwestern erwartete gerade in den Anfangsjahren ein entbehrungsreicher und äußerst anstrengender Arbeitsalltag.
Die Arbeit begann zwischen 5.00 und 5.30 Uhr morgens und endete spät abends nicht viel eher als 22.00 Uhr; unterbrochen meist von
einer einstündigen Mittagspause.
Neben der klassischen Krankenpflege zu allen Tages- und Nachtzeiten waren die Ordensschwestern zugleich auch Putzkraft, Köchin, Seelsorgerin, Therapeutin oder Verwalterin.
Insgesamt verstanden die Clemensschwestern ihre Tätigkeit als eine Form der Mutterrolle.
Der Patient war mehr als ein „Gast“ – er war Teil der im Hause lebenden „Familie“.

Kampf gegen Seuchen

Die Pflegetätigkeit der Clemensschwestern blieb nicht auf ihre Aufgaben im Prosper-Hospital beschränkt.
Sie waren in der öffentlichen ambulanten Kranken- und Altenhilfe tätig.
Vom Stadtmagistrat wurden sie insbesondere dann gerufen, wenn Epidemien ausbrachen.
Ihre Aufgabe bestand in diesem Fall in der Pflege der Insassen der außerhalb der Stadt gelegenen Seuchenbaracken.
Zum ersten Mal geschah dies beim Ausbruch der Pocken im Sommer 1866.
Mit dem Bergbau und den sozialen Verwerfungen brach gut drei Jahrzehnte später auch die Ruhr aus.
Die errichteten „Hillerheider Seuchenbaracken“ wurden von den Ordensschwestern betreut.
Die Zustände, unter denen die Erkrankten und ihre Pflegerinnen leben mussten, waren dabei erbarmungswürdig.

Aufbruch ins 20. Jahrhundert

Eine echte „Erleichterung“ des Krankenhausalltags für die Schwestern ergab sich erst seit den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts mit der systematischen Aufstockung des pflegenden und hauswirtschaftenden Personalbestandes durch Angestellte und freie Schwestern.
In diesem Zusammenhang ist auch eine weitere Aufgabe zu sehen, die die Clemensschwestern im Prosper-Hospital für lange Zeit übernahmen:
Die Ausbildung von Schwesternschülerinnen an der hauseigenen Krankpflegeschule.
1938 nahm die Krankenpflegeschule ihre Tätigkeit auf. Erste Leiterin wurde Schwester Gonza, eine Cousine des Kardinals von Galen.
Bis Anfang der 70er Jahre blieb die Krankenpflegeschule unter der Leitung der Clemensschwestern.

Integrativer Teil der pflegerischen Versorgung

Spätestens seit den 1960iger Jahren näherte sich der Arbeitsalltag schließlich dem an, war wir aus einer heutigen pflegerischen Versorgung von Patienten kennen. Bis in die 1990iger Jahre waren die Clemensschwestern integriert in einen modernen, arbeitsteiligen Prozess einschließlich Schichtdienst und einem Achtstundentag. Die Clemensschwestern stellten hier zum Beispiel noch die Pflegedirektion und standen damit auch den weltlichen Pflegekräften fachlich vor.  Zur Jahrtausendwende lebten im Konvent im Prosper-Hospital noch gut zehn Clemensschwestern.

Jahrtausendwende bis heute

1998, im 149. Jahr ihrer Tätigkeit gaben die Clemensschwestern in Ermangelung einer geeigneten Nachfolgerin die Pflegedienstleitung in die Hände einer freien Schwester.
Bis dahin waren sie integraler und prägender Bestandteil der Krankenversorgung.
Bis zur Schließung des Konvents 2021 leisteten die Schwestern in verschiedensten Bereichen einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren eines Hauses:
Gemeinsam mit der Seelsorge waren die verbliebenen letzten drei im Konvent lebenden Schwestern spiritueller Teil der Seelsorge.
Auch wenn die Lebensgemeinschaft im August 2021 nach 172 Jahren das Prosper-Hospital verlässt:
Die prägende Wirkung der Clemensschwestern ist unveränderlicher Teil des Wertegerüstes des ältesten Krankenhauses im Vest.

Die Gemeinschaft

Die Gemeinschaft mit dem offiziellen Namen „Barmherzige Schwestern von der allerseligsten Jungfrau und schmerzhaften  Mutter Maria“ wurde am 1. November 1808 vom damaligen Kapitularvikar Clemens August Droste zu Vischering in Münster gegründet.
Seit der Übernahme der Krankenpflege im Clemenshospital 1820 wurde der Orden auch Clemensschwestern  genannt.
Die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe prägt von Beginn an das Leben und Wirken der Schwesterngemeinschaft, die sich aus vielen Konventen in verschiedenen Orten zusammensetzt.
Das Mutterhaus in Münster ist der Hauptsitz der Gemeinschaft, zu der heute rund 300 Schwestern gehören.
Die Aufgaben und Dienste sind ganz unterschiedlich, aber alle prägt und vereint das Leben und Handeln nach der Spiritualität der Barmherzigkeit – dort, wo Menschen in Not oder auf der Suche nach dem Sinn in ihrem Leben sind und uns brauchen in den Wirren dieser Zeit.