Schnittverletzungen und andere häusliche Unfälle
Finger ab – was nun?
Die meisten aller Unfälle passieren in der häuslichen Umgebung. Ganz oben auf der Liste stehen Schnittverletzungen. Nur kurz nicht aufgepasst und schon ist man mit dem Messer beim Kartoffelnschälen ausgerutscht. Meist bleibt es bei Bagatellverletzungen, die mit einem Pflaster verarztet werden können. Doch das kann auch anders sein.
Gerade an Fingern und Hand können schnell schlimme Verletzungen entstehen. Die Wunde muss gar nicht tief oder groß sein, es reicht schon, wenn man eine Sehne durchtrennt, diefür die Bewegung eines Fingers notwendig ist. Häufig fügt man sich jedoch nur blutende Fleischwunden zu. Doch gerade dem Hobby-Handwerker oder –Gärtner passieren mit seinen Sägen und anderen Schnittwerkzeugen auch sehr ernstzunehmende Verletzungen.
Bei Schnittwunden sollte man immer einen strammen Verband aus einem Geschirrtuch oder einer Kompresse aus dem Erste-Hilfe-Kasten anlegen, um die Blutung zu stoppen ohne die Wunde vorher auszuspülen oder zu säubern.
Wenn eine heftig spritzende Blutung auftritt, muss diese ebenfalls stramm verbunden und dann mit der Hand fest abgedrückt werden. Auf keinen Fall sollte man Körperteile abbinden, um Blutungen einzudämmen. Auch Salben oder Puder dürfen nicht auf die Verletzung gegeben werden.
Ist die Wunde versorgt, begibt man sich am besten zügig in ein Krankenhaus. Wichtig ist allerdings, Ruhe zu bewahren, damit unterwegs aus Unachtsamkeit nichts passiert. Gut ist, wenn jemand in der Nähe ist, der die Fahrt übernimmt. Nach einem solchen Unfall sollte man außerdem keinen Alkohol zu sich nehmen, nicht rauchen und vor allem nichts essen, damit das Narkoserisiko im Falle einer notwendigen Operation gering bleibt. Wer sich an der Hand verletzt sollte darauf achten, dass man eine Klinik mit handchirurgischen Erfahrungen auswählt, denn bei Sehnen-, Gefäß- oder Nervenverletzungen ist die erste Versorgung entscheidend für die Heilung.
Bei abgetrennten Gliedmaßen sollte man diese ebenfalls nicht säubern, sondern in einen (idealerweise zwei) Gefrierbeutel packen und in einen weiteren Beutel, der mit Wasser und zwei bis drei Eiswürfeln gefüllt ist, legen. Aber Vorsicht, das Körperteil darf auf keinen Fall gefroren sein, sonst ist eine Replantation (d.h.ein wieder annähen) nicht möglich. Sowohl bei Schnittverletzungen, als auch bei abgetrennten Gliedmaßen sollte man unbedingt Ruhe bewahren und sich zügig in die nächste Klinik begeben.
Bei abgetrennten Gliedmaßen hat man dazu sechs Stunden Zeit, jede Stunde später, verringert die Chancen für eine optimale Wiederherstellung der Hand.
Wer sich verbrennt, muss die Wunde unbedingt sofort kühlen. Günstig ist es, die Verletzung unter fließendem kalten Wasser zu halten. Wenn man Eis nehmen möchte, sollte man dieses in einen Gefrierbeutel packen und kaltes Wasser hinzugeben, um die Temperatur zu regulieren und somit Erfrierungen zu vermeiden.
Bei Verätzungen durch Laugen oder Säuren muss die entsprechende Stelle gut gespült werden, um Restbestände zu entfernen. In beiden Fällen gilt ebenfalls, sich zügig, aber mit Ruhe ins Krankenhaus zu begeben.
Eine Schnittverletzung in der Hand ist ein Fall für den Arzt, wenn das Hautgewebe so tief durchtrennt ist, dass man bereits das Fettgewebe sieht, man Gefühlsbeeinträchtigungen spürt oder tiefe Stichverletzungen hat – alle anderen heilen von alleine. Wer die Wunde zunächst selber versorgt, später aber Infektionen, pochende Schmerzen, Eiter, Fieber, Krämpfe oder ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten, sollte zwingend einen Chirurgen aufsuchen.
Im Sommer kommt es häufig zu Schürfwunden beim Sport. Hier sollte die entsprechende Stelle gut gesäubert werden mit klarem Wasser. Dann kann ein steriler Verband, Pflaster- oder Sprühverband angelegt werden. Salben sollten auch hier nicht angewendet werden und bei Infektionszeichen ist der Arzt der richtige Ansprechpartner.
Ihre Experten
Unfallchirurgie