Wenn die Zukunft heute beginnt
Medizinische Innovationskraft
am Beispiel aktueller Krebstherapien
Dr. Hammerschlag, eine chirurgische Legende des Hauses in den 1960er Jahren, hätte sich wahrscheinlich verwundert die Augen gerieben über die heutigen Möglichkeiten in der Chirurgie: Das roboterassistierte System DaVinci unterstützt den Operateur und gleicht auch noch so kleine Zitterbewegungen der Hand bei einer Prostata-OP aus. Schon seit 2010 ist diese Zukunftstechnologie im Prosper-Hospital Realität. Damit war das Haus führend in NRW – heute ist der Einsatz des Systems in verschiedenen Bereichen tägliche Routine. Auf welche Bereiche werden wir aber in 15 Jahren blicken und sie als wegweisend beschreiben? Wir schauen beispielhaft in den Bereich der Onkologie.
Im Stiftungsklinikum PROSELIS werden heute schon viele innovative Methoden angewendet und auch im Bereich der Forschung helfen unsere Experten dabei, kleine Schritte voranzugehen. Denn man weiß heute: Jeder Tumor ist einzigartig und trägt seine eigene DNA.
Deswegen sind mit einem Blick in die Zukunft keine Standardtherapien und -eingriffe mehr das Ziel, sondern Diagnostik und Therapie, die den einzelnen Patienten betrachtet.
Bei den allermeisten Krebsarten gilt: Je früher die Erkrankung entdeckt wird, umso bessere Heilungschancen sind gegeben. Deswegen hat eine moderne und effektive Diagnostik eine große Bedeutung. Unsere Abteilung für Radiologie und Nuklearmedizin unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Roland Syha spielt hier eine wichtige Rolle.„Wir können heute durch unsere hochmodernen bildgebenden Verfahren viel besser krankhafte Veränderungen des Gewebes aufspüren, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Teilweise können wir die Organe und Körperregionen sogar dreidimensional darstellen, um die Ausbreitung des bösartigen Gewebes genauer einschätzen zu können“, erklärt er.
Außerdem unterstützen seine Bilder oftmals auch die Operateure bei ihrer Arbeit, „denn die Bilder aus CT und MRT können über das Live-Bild aus der OP gelegt werden, so dass die Chirurgen punktgenau und effektiv den Tumor entfernen können.“
Mit einem Verfahren ist es den Radiologen sogar möglich, sich direkt am Behandlungsprozess zu beteiligen. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Chemoembolisation, die bei Lebertumoren und Lebermetastasen eingesetzt werden kann. „Mit Hilfe unserer Bilder können wir über einen Mikrokatheter medikamentenbeladene Partikel in das den Tumor versorgende Gefäß spritzen und ihn damit quasi aushungern lassen. In den letzten Jahren hat es in diesem Bereich enorme Innovationen gegeben, die ein immer zielgenaueres Vorgehen ermöglichen.“
Auch in der Forschung mischt das Stiftungsklinikum PROSELIS vorne mit. Prof. Dr. med. Thomas Höhler, Chefarzt der Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie, leitet vor Ort eine Studie, in der es um den Einsatz von mRNA-Impfstoffen im Kampf gegen Dickdarmkrebs geht. Die Firma BioNTech nimmt weltweit 201 Probanden in die Studie auf und testet bei 118 von ihnen, ob ein mRNA-Impfstoff unterstützend zu einer Chemotherapie gut gegen Rezidive nach einer Operation eines Dickdarmkarzinoms wirkt.
Die Studie ist über einen Zeitraum von sechs Jahren angelegt. „Alle Patienten, bei denen tumorspezifische DNA im Blut zirkuliert, kommen in Frage. Daraufhin produziert die Firma BioNTech individuell für den einzelnen Patienten den Impfstoff.“ Davon werden dann 15 Dosen innerhalb eines Jahres ohne weitere Therapien verabreicht. Bei der Vergleichsgruppe wählt man den bisherigen Weg „Beobachten und abwarten“.
„Bisher sind die Ergebnisse beim Einsatz von mRNA-Impfstoffen im Bereich der Onkologie noch nicht so erfolgreich gewesen. Ich bin dennoch vorsichtig optimistisch, dass wir einen Fortschritt für die Patienten der Zukunft machen können“, so Prof. Dr. med. Höhler. Ausgewählt werden die Patienten anhand ihrer Krankengeschichte (mit einem hohen Risiko eines Rezidivs) und einer Blutabnahme.
„Es ist für uns enorm wichtig, in der Krebsforschung nach vorn zu blicken und mögliche Weiterentwicklungen zu unterstützen. Deswegen bin ich auch stolz, dass wir an dieser weltweiten Studie teilnehmen“, freut sich Prof. Dr. med. Thomas Höhler.
Auch weiterhin wird das Stiftungsklinikum PROSELIS hier seine medizinische Innovationskraft nutzen.