Spitzenmedizin beginnt mit Empathie
Technische Innovationen
brauchen menschliche Unterstützung
Die Entwicklungen in der Medizin erfolgen rasend schnell. Allein in den letzten 20 Jahren hat es zum Beispiel in den bildgebenden Verfahren und in den robotergestützten Systemen große Fortschritte gegeben. Doch hinter jedem medizinischen Experten steckt gleichzeitig ein Mensch, genau wie hinter jedem Patienten. Und genau das ist und bleibt in der Medizin ein wichtiger Bestandteil in Bezug auf die Therapien und die Behandlung einer Erkrankung.
Ein Blick in den Klinikalltag: In der 38. Schwangerschaftswoche kommt Katharina Wieter* zum Geburtsplanungsgespräch ins Prosper-Hospital. Sie macht sich große Sorgen wegen der Schmerzen einer natürlichen Geburt, doch nach dem Gespräch schaut sie etwas gelassener auf die bevorstehende Zeit. „Im Bereich der Geburtshilfe hat sich in den letzten Jahren in inblick auf die Möglichkeiten der vorgeburtlichen Diagnostik sehr viel getan.
Die werdenden Eltern können viele Untersuchungen machen lassen, teilweise sogar Erkrankungen und Behinderungen der Kinder schon vor der Geburt erfahren. Die Geburt an sich ist und bleibt aber ein Zeitpunkt, der nicht in vollem Umfang zu kontrollieren ist. Diese Ungewissheit bereitet vielen Müttern Sorge. Wir Fachleute, die die werdenden Eltern begleiten, müssen an dieser Stelle besonders empathisch und aufmerksam sein, uns Zeit nehmen und ein offenes Ohr für die Ängste und Sorgen der Eltern haben. Nur so schaffen wir Vertrauen und die Mutter kann sich voll und ganz auf die Geburt einlassen. Das kann den Verlauf einer Geburt positiv beeinflussen“, erklärt Diane Dockweiler, leitende Oberärztin der Geburtshilfe.
Der Lebensanfang ist also geprägt von ganz vielen Emotionen und benötigt eine enge Begleitung von Fachpersonal, das mit diesen Emotionen umgehen kann. Maschinen und Technik sind in diesem Moment zweitrangig. Ähnlich sieht es aus, wenn man einen Blick in die Geriatrie wirft. Am Beispiel der Alterstraumatologie wird es ganz deutlich.
Der 86-jährige Hermann Mühlen* ist in seinem Wohnzimmer gestürzt. Mit einem Oberschenkelhalsbruch wird er ins Prosper-Hospital eingeliefert. Er ist sehr unruhig und kann sich nicht orientieren. Er hat eine Demenz als Vorerkrankung und versucht sich gegen die nötigen Maßnahmen der Ärzte und Pflegefachkräfte zu wehren. „Wir als Unfallchirurgen sehen oft als Erstes die Verletzung, gehen sofort im Kopf eine mögliche Operation mit den modernsten Operationsmethoden durch.
„Vor allem im Bereich der Alterstraumatologie ist es enorm wichtig,
dass wir auf den Patienten und seine Vorgeschichte eingehen.“
Doch vor allem im Bereich der Alterstraumatologie ist es enorm wichtig, dass wir auf den Patienten und seine Vorgeschichte eingehen. Dass wir zunächst mal Gespräche führen, um Vertrauen zu gewinnen. Auch wollen wir immer eine enge Begleitung durch die Angehörigen organisieren, weil das den Patienten einfach enorm viel Sicherheit bringt“, erklärt der Chefarzt der Unfallchirurgie, Dr. med. Christian Bettag.
Und diese Empathie wollen die Mitarbeiter im Prosper-Hospital in allen Bereichen leben. Deswegen spielt das Thema auch in der Ausbildung und im Bereich des PJs immer wieder eine große Rolle. Die 18-jährige Pflegefachschülerin Nadja Schweig* kommt wie jeden Morgen mit dem Blutdruckmessgerät und dem Fieberthermometer in ein Patientenzimmer. Dort steht eine 61-jährige Patientin kurz vor einer großen, einschneidenden Operation. Sie hat Darmkrebs und ein Stück vom Darm muss entfernt werden. Sie hat Angst und weint. Die Pflegefachschülerin muss ihre Routine kurzzeitig Routine sein lassen und sich empathisch auf eine andere Ebene begeben. Kein Gerät der Welt kann ihr dabei helfen. „Um die Auszubildenden und PJler auf solche Situationen vorzubereiten, sind Themen wie Diagnoseübermittlung, Umgang mit Angehörigen oder Umgang mit herausfordernden Patienten immer wieder Ausbildungsinhalt und werden in einfachen Situationen geübt. Denn so wird allen ganz schnell bewusst, was für einen positiven Heilungsverlauf eine Rolle spielt“, sagt Prof. Dr. Dr. med. Matthias Heuer. Er ist PJ-Beauftragter und Klinikdirektor der Chirurgie im Stiftungsklinikum PROSELIS. Ein Fortschritt von Technik und digitalen Systemen ist für verbesserte Therapien und Behandlungsabläufe unabdingbar und ein wichtiger Punkt, um Heilungschancen zu verbessern. Doch die Kraft der menschlichen Empathie und das entsprechende Einfühlungsvermögen haben im Bereich der Medizin einen mindestens ebenso hohen Stellenwert. Dieser Herausforderung gilt es sich täglich zu stellen.
*Namen von der Redaktion geändert.