Mehr als barmherzig

Zwischen Anspruch
und Wirtschaftlichkeit

Das Prosper-Hospital ist mehr als ein Ort der hervorragenden Medizin und Pflege – es ist, genauso wie das St. Elisabeth-Hospital in Herten, so viel mehr: Es ist Innovator, Arbeitgeber, Impulsgeber, Reibungspunkt und immer auch Schmelztiegel einer ganzen Stadt.

Morgens halb sechs im OP-Saal: Noch vor dem ersten geplanten Eingriff ist die gesamte Ebene im Obergeschoss hell erleuchtet. Nicole Gall reinigt genauso routiniert wie präzise den Boden rund um den OP-Tisch. Seit über zehn Jahren kommt sie täglich zum Prosper-Hospital und ist eine der Expertinnen, wenn es um Sauberkeit und Hygiene geht.

Hier ist ihre berufliche Heimat – und das mit viel Leidenschaft. „Was kaum einer weiß: Wir haben rund um die Uhr einen Bereitschaftsdienst. Schließlich muss auch tief in der Nacht ein OP gereinigt werden.“So wie sie verdienen knapp 1.200 Menschen an der Mühlenstraße in Recklinghausen ihr Geld, im gesamten Stiftungsklinikum sind es knapp 2.000. Verschiedene berufliche Disziplinen und Berufsgruppen sind notwendig, damit das Haus jederzeit betriebs- und versorgungsbereit ist.

Neben Ärzten, Pflegekräften und Therapie sind es Menschen in der IT, Apotheke, Sozialarbeit, Medizintechnik, Administration und vielen weiteren Bereichen. Damit hat das Prosper-Hospital seit seiner Gründung 1848 eine bemerkenswerte Entwicklung genommen – von einer Hand voll Clemensschwestern hin zu einem gemeinnützigen Schwergewicht in der medizinischen Versorgung im nördlichen Ruhrgebiet.

Nicole Gall

Ausblick und Weitblick prägten und prägen das Haus. Und das auch in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht: Während vor 175 Jahren das gesellschaftliche Bild von reiner Mildtätigkeit und Aufopferung geprägt war, hatten die Gründer des Hauses die Weitsicht, schon in den Stiftungsstatuten die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit mit einer Vernetzung in die Stadtgesellschaft zu kombinieren.


Die Offenheit und die Bereitschaft zur immerwährenden
Anpassung ist nicht ein notwendiges Übel, sondern eine Grundhaltung
und ein Wertegerüst.


Dieser Ansatz erwies sich in Zeiten von politischen Veränderungen als elementar: Waren es doch die Bürger, die Kirchenvertreter, Mitarbeiter und letztendlich die Patienten, die sich einbrachten. Nur so konnte „ihr Prosper“ die Umbrüche in den beiden Weltkriegen, aber auch die verschiedenen Gesundheitsreformen nicht nur überstehen,sondern daraus auch Stärke erzeugen.Ein herausragendes Beispiel ist die Verschmelzung mit dem starken wie selbstbewussten Partner in Herten. Hier bedurfte es der gedanklichen Offenheit von allen Seiten, sich für die Zukunft zu rüsten und neue Wege zu gehen.

Aber die Offenheit und die Bereitschaft zur immerwährenden Anpassung ist nicht ein notwendiges Übel, sondern eine Grundhaltung und ein Wertegerüst. Ob beim Ausbruch der Pocken und der Ruhr im vorletzten Jahrhundert oder bei der weltweiten Corona-Pandemie vor wenigen Monaten: Das Stiftungsklinikum PROSELIS mit seinem Prosper-Hospital war und ist erster Ansprechpartner für Stadt und Land, Hilfsorganisationen und engagierte Privatpersonen, wenn es darum geht, unmittelbar für die Menschen da zu sein. Die Kraft und auch der Mut zu handeln setzen aber eines voraus: Menschen, die diese Attribute aufbringen. Das Haus an der Mühlenstraße kann viele Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart erzählen. Täglich kommen weitere hinzu. Aus allen Bereichen und Berufsgruppen. Ein solches Beispiel ist Nicole Gall: Sie war eine von vielen stillen Helden, die in der Cor­­­-ona-Krise einfach da waren. Weil sie die Operationssäle reinigte – trotz der Sorge, dass das Virus sie ungeachtet aller Schutzmaßnahmen und Professionalität treffen könnte. Sie war da. Ganz selbstverständlich.